Netzwerken ist etwas sehr Menschliches. Es beginnt in der Sandkiste und setzt sich in der Ausbildung und im Berufsleben fort. Man trifft sich, unterhält sich, tauscht Ideen aus, motiviert sich gegenseitig, gibt einander Rat, stellt Kontakte zu Dritten her. So entsteht ein Beziehungsgeflecht, Vertrautheit und gegenseitiges Vertrauen. Aber ist dieses persönliche, analoge Netzwerken noch zeitgemäss?
Digitale Selbstvermarktung
Es ist doch viel einfacher, mit Leuten in digitalen Netzwerken Kontakt aufzunehmen. Das geht schneller, ist preiswerter und global möglich. In Sekunden bin ich mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten und Freunden vernetzt und kann mich mit diesen digital austauschen.
Digital Networks scheinen heute unerlässliche Mittel zur Förderung der eigenen Karriere zu sein. Besonders beliebt sind die Business-Netzwerke LinkedIn und Xing zur Steigerung der Sichtbarkeit und Positionierung, z.B. als Experte/in bei Kunden und Vorgesetzten oder nützlichen Kontakten für den Aufstieg auf der Karriereleiter. Die Reichweite dieser Netzwerke ist gigantisch.
Doch leider sinkt die Effizienz der Kontaktbörsen. Es gibt zu viele Posts, in denen der Urheber sich selbst in den Mittelpunkt stellt, statt eines beruflichen Themas, das auch andere interessieren könnte. Es gibt überhaupt zu viele Posts. Die Informationsflut ist kaum beherrschbar. Die Kontakte sind oft nicht nachhaltig.
Qualität statt Quantität
Seit Ende der Corona-Epidemie erlebt analoges Netzwerken ein Revival. Im Vordergrund stehen persönliche Treffen mit Gleichgesinnten, Personen aus der gleichen Branche, Veranstaltungen mit spannenden Themen und/oder Weiterbildungspotenzial. Diese Events leben von ihrer Qualität, nicht Quantität. Wie hilfreich ein neuer Kontakt ist, der dort gemacht wird, hängt massgeblich vom eigenen Networking-Ziel ab. Vor allem müssen die Kontakte kontinuierlich gepflegt werden. Einmal versandet, lassen sie sich nur schwer reaktivieren. Das Schmiermittel für das Funktionieren eines guten Netzwerks ist Vertrauen. Das entsteht meines Erachtens nur im persönlichen Kontakt.
Wer in jungen Jahren das richtige analoge Netzwerk aufbaut, mit Co-Netzwerkern Erfahrungen teilt und zusammen mit diesen älter wird, wird einfacher Karriere machen als jemand, der eine riesige LinkedIn- oder Xing-Gemeinde hinter sich versammelt, aber im wahren Leben kaum einen der Kontakte wirklich gut kennt. Wer Karriere machen will, muss in der Regel nicht nur das richtige Leistungsprofil, sondern auch Fürsprecher haben. Die lernt er oder sie unter Umständen schon in der Ausbildung, beim Sport, in einem Jugendverein, Berufsverband oder im ersten Job kennen.
Bewusstes Netzwerken hat einen zentralen Stellenwert im Personal Branding und in der Karriereplanung. Wenn mal ein Job zu vergeben ist, denkt jeder wahrscheinlich am ehesten an die Menschen, die er/sie gut kennt. Daher wird auch nicht jede freie Stelle ausgeschrieben.
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